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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Tietze, Hans: Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der Wiener Palastbau des XVII.Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0372
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Hans Tietze.

meine Züge weit hinausgehende Ähnlichkeit. Außerdem ist zu beachten, daß die Träger der
Inschriftsschilder hier und dort gleich gebildet sind, was bei Praemer nicht ganz gleichgültig ist
(s. die Adler bei allen kaiserlichen Bauten, die Störche bei Wenzelsberg etc.). Könnte man aus
alledem auf den gleichen Bauherrn schließen, so würde man, da die Favorita von den Grafen von
Trautson gebaut wurde, folgern, der andere Bau sei das Stadtpalais der Trautson, dessen Fehlen bei
Praemer geradezu auffällt. Denn Patin, der 1669 in Wien war, nennt es das schönste Palais Öster-
reichs.1 Wenn diese Vermutung, die sich mangels irgendwelcher Nachrichten über dieses Palais
nur mit größter Reserve aussprechen läßt, richtig ist, dann würde es sich um das Haus in der
Schenkenstraße handeln, das — vielleicht nach einem Umbau durch J. B. Fischer von Erlach2 —
1784 mit dem Nachbarhaus als Ungarisch-siebenbürgische Hofkanzlei neugebaut wurde.3

Fig. 12. Prospekt des Parks der Neuen Favorita
(Fol. 193).

Fol. 197. «Frontispicium des schonen und weit berühmbten lustgarten zu Eisgrueb und zuegehörig
dem durchleichtig hochgebohrnen fürsten und herrn Herrn Carl Elisebio des heil. Rom.
reichs fürsten und regierern des hauses Liechtenstein» etc. (Fig. 16).
In einem Brief an den Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein vom 3. August 1676 schreibt
Praemer : «. . . Ich berichte dero fürstlichen gnaden auch, dass ich dero schönen garten zu Eiß-
grucb sambt der facciata des geben schon in meinen großen arckitecturbuch ferfertigt hab, welches
den riß nach trefflich stehen thuet und noch schöner, wan es einmal in truck komen wirdt.»* Die
Zeichnung stellt den Mitteltrakt der Eisgruber Schloßanlage dar, wie sie bis zum Neubau im
Jahre 1845 bestand und wie sie ein Stich von Delsenbach festhält, der allerdings nicht so viele
Details enthält wie das Praemersche Blatt.

1 J. G. Seidl, Ein Tourist des XVII. Jahrhunderts über Österreich, Austria-Kalender von 1848, S. 107.

2 11g, Fischer v. F.rlach, S. 381.

3 Karl Aug. Schimmer, Ausführliche Häuser-Chronik der inneren Stadt Wien, Wien 184g, S. 24, Nr. 48.

4 Fürstl. Liechtensteinschcs Hausarchiv.
 
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